Historisches

Fastnachtshenne und Narrenspiele
In Schramberg hat Fasnet lange Tradition


Die Schramberger Fasnet hat eine lange Tradition. Dass sie bereits im 16. und 17. Jahrhundert für die wenigen Bewohner im Marktflecken ein wichtiger bäuerlicher Lostag war, beweisen verschiedene Urkunden. Es war jedoch weniger ein Freudenfest als vielmehr die Abgabe des Bodenzinses – der „Fastnachtshenne“ – an den Grundherren. Andererseits ist aber auch überliefert, dass bereits 1533 die Frau des Burgherren an die „Hofmauer zweieinhalb Gulden auf Faßnacht“ gegeben hat.

Trotz der allgemeinen Armut im Marktflecken berichten die Amts- und Gerichtsprotokolle des 17. und 18. Jahrhunderts immer wieder von Geld- und Turmstrafen wegen Vermummung und alkoholischen Ausschreitungen in der Fastnacht.

Wie tief verwurzelt musste bereits zu Beginn des 18. Jahrhundert die Fasnet in Schramberg gewesen sein, wenn aus dem Volksleben der damaligen Zeit eine Narrenoder Schellenkappe als Wasserzeichen für besondere Qualität stand. Die Papiermühle Nikolaus Herzog verwendete als Wasserzeichen eine Schellenkappe mit Kopf.

Das älteste bekannte Bild eines Fasnet-Umzuges durch die Hauptstraße in Schramberg stammt aus dem Jahr 1892. // © Narrenzunft Schramberg
Das älteste bekannte Bild eines Fasnet-Umzuges durch die Hauptstraße in Schramberg stammt aus dem Jahr 1892. // © Narrenzunft Schramberg

Im 19. Jahrhundert wurden immer wieder Fasnetsspiele ausgeführt. Einen entscheidenden Schlag gegen das närrische Treiben verfügte das königliche Dekret vom 29. Januar 1809, in dem ausdrücklich und streng Narrenspiele und Vermummungen an öffentlichen Orten verboten wurden. Diese Verordnung wurde damals nicht immer beachtet, und so protestierte im Jahre 1820 der damalige katholische Ortspfarrer schriftlich beim königlichen Justizamt.

Auch der Gemeinderat wurde informiert. Er gab durch Ferdinand Wolber, Gemeinderat und Landschaftskassier, folgende Erklärung ab: „In der Sache ist nichts zu tun, weil, wenn man durch Gendarmerie und einige Bürger Gegenanstalt treffen würde, es nur zu Schlägereien und schlimmen Auftritten kommen könnte; zudem ist vorauszusehen, dass sich kein Bürger zur Arrestierung der Masken gebrauchen lassen würde.“

Der weniger fasnetsfreundliche katholische Geistliche errang aber später einen hohen Achtungserfolg, als er sechs vor seinem Pfarrhaus tanzenden und Schabernack trei benden Schellenhansel mit lauter Stimme zurief: „Ihr Sechse kommt zu mir rauf, der Siebte, der kann gehen!“ Die Volkssage um diesen Brauch weiß zu melden, die Sechse hätten sich erstaunt angesehen und plötzlich einen Siebten erblickt, dem unter dem Kleide die Bockfüße herausgeschaut haben. Nur so seien die sechs Hansel vor ihrer Verletzung der guten Sitte, nach dem Angelus-Läuten noch im Kleidle zu springen, bewahrt worden. Eines aber ha ben die Schramberger Hansel und Narro aus dieser Sage übernommen: nach dem Angelus-Läuten wird das Gschell abgelegt.

Im Jahr 1911 wurde die Narrenzunft Schramberg gegründet, 1924 die Vereinigung schwäbisch alemannischer Narrenzünfte. Die Narrenzunft Schramberg war Gründungsmitglied. Während der beiden Weltkriege fand in Schramberg keine Fasnet statt. Aber unmittelbar danach wurde immer wieder Fasnet gefeiert – und heute ist sie nicht mehr aus Schramberg wegzudenken.