Historisches

100 Jahre Junghans Terrassenbau
Meisterleistung von Philipp Jakob Manz


In den Jahren 1916 bis 1918 wurde nach den Plänen des Stuttgarter Architekten Philipp Jakob Manz der Junghans Terrassenbau errichtet.
In den Jahren 1916 bis 1918 wurde nach den Plänen des Stuttgarter Architekten Philipp Jakob Manz der Junghans Terrassenbau errichtet.

Der Junghans Terrassenbau ist ein Markenzeichen von Schramberg und steht symbolhaft für den Aufstieg von Junghans zur weltgrößten Uhrenfabrik. Erbaut wurde das Gebäude nach den Plänen des Stutt garter Architekten Philipp Jakob Manz in den Jahren 1916 bis 1918. Jetzt, 100 Jahre später, wurde der Terrassenbau instandgesetzt – dort hat Mitte Juni das neue Junghans Terrassenbau Museum seine Türen geöffnet. Eigentümer des Gebäudes ist die Immobilien verwaltung Geißhalde GbR von Dr. Hans- Jochem Steim und seinen Kindern Hannes Steim, Annette Steim und Cathrin Schroer (geb. Steim).

Der Terrassenbau hat neun Ebenen und unter scheidet sich planerisch von den anderen Firmengebäuden des 19. Jahrhunderts. Er ist in jeder Hinsicht ein modernes innovatives Produktionsgebäude mit Tageslicht an jedem Arbeitsplatz. Eine besondere Herausforderung war das topografisch schwierige Baugrundstück in Hanglage, der für dieses Gelände konzipierte Terrassenbau überzeugt durch seine sehr ansprechende Architektur, die sowohl Ingenieur- und Bauleistung als auch Haustechnik auf dem Stand der Zeit vereint.

Tageslicht für jeden Arbeitsplatz

Die Vorgabe des Bauherren lautete, dass jeder Arbeitsplatz möglichst viel Tageslicht haben sollte, um optimale Verhältnisse für die Montage feinmechanischer Produkte zu schaffen. So entstand die Idee der etwa 42 Meter langen, schmalen Terrassen mit den durchgehenden Fensterbändern. Ebenfalls beeindruckend sind die beiden Treppenhäuser, die sich jeweils über 21,5 Höhenmeter erstrecken. Im oberen Bereich sind sie glatt verputzt und mit Kalkfarbe gestrichen. Den Übergang zum unteren, gefliesten Bereich bildet ein dezentes aufschabloniertes Muster. Grüne Fliesen setzen angesichts der ansonsten eher zurückhaltenden Gestaltung einen farblichen Akzent. Für damalige Zeiten auf dem neuesten Stand war das Heizungs- und Lüftungssystem. Gelüftet wurde über die Fenster, die Heizzentrale befand sich in der untersten Ter rasse. Vorgewärmte Luft wurde über ein Rohrsystem in die Fertigungsebenen geleitet.

Während in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts der Terrassenbau komplett belegt war, ging die Nutzung sukzessive zurück. Zuletzt war in einem Teil die Lehrlingswerkstatt untergebracht, seit den 1990er Jahren stand das Gebäude leer.

Beeindruckende Architektur: Der Junghans Terrassenbau gilt als weltweit einzigartiger Produktionsstandort in Hanglage.
Beeindruckende Architektur: Der Junghans Terrassenbau gilt als weltweit einzigartiger Produktionsstandort in Hanglage.

Denkmalschutz berücksichtigt

Im Zuge der Instandsetzung und Umnutzung als Museum hat der Schramberger Architekt Jürgen Bihlmaier in Abstimmung mit dem Denkmalschutz ein umfangreiches Konzept erarbeitet. Bei der Transformation mussten die Anforderungen des Brandschutzes, der Barrierefreiheit, Fluchtwege und vieles mehr berücksichtigt werden. Der Originalzustand sollte weitestgehend erhalten bleiben, das Gebäude technisch jedoch aktuelle Vorgaben erfüllen. „Wir haben bei der Renovierung die gesamte Haustechnik wie Heizung, Sanitär, Stromversorgung und Lüftung erneuert beziehungsweise neu aufgebaut“, betont Jürgen Bihlmaier. Zudem gab es Vorgaben wie Klimatisierung und Raumfeuchte für verschiedene Terrassen, damit die Exponate keinen Schaden nehmen. Neu ist eine umfangreiche Sicherheits- und Überwachungstechnik mit Kameraüberwachung, Bewegungs- und Rauchmeldeanlage.

Als besondere Herausforderung stelle sich die Erschließung des Terrassenbaus dar. Die Lösung: Durch ein neues Foyer auf der untersten Ebene gelangen die Besucher zu einem neuen Schrägaufzug an der südlichen Außenseite. Dazu mussten Türen anstelle vorhandener Fenster in den Kopfbauten eingebaut werden, um vom Schrägaufzug aus in die einzelnen Terrassen zu gelangen.