Historisches

Bahnlinie Schramberg – Schiltach:
Dieser Zug ist längst abgefahren


Der Bahnhof in Schramberg um 1908.
Der Bahnhof in Schramberg um 1908.

Dass die Stadt früher einmal einen Bahnhof hatte, wissen nur noch die älteren Schramberger. Tatsächlich könnte die Fünftälerstadt heute noch ein Haltepunkt sein – läge sie nicht auf württembergischen Boden. Diese Tatsache jedoch hat in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts den Bau der Schwarzwaldbahn durch Schramberg verhindert.

Mit den Planungen zur Schwarzwaldbahn von Offenburg nach Singen wurde auch die Trassenführung durch das Schiltachtal, die sogenannte Schiltachlinie, in Betracht gezogen. Diese Linienführung wäre wesentlich billiger gewesen als die letztendlich ausgeführte Sommeraulinie. Allerdings konnte man sich damals im badischen Landtag nicht vorstellen, eine Bahn über das königlich-württembergische „Ausland“, nämlich das Gebiet der Stadt Schramberg, zu führen. Dem badischen Oberbaurat Robert Gerwig ist letztlich die Trasse über Hornberg, Triberg und St. Georgen zu verdanken, wie sie heute noch verläuft.

Die Idee eines Schramberger Bahnanschlusses ließ die Menschen aber nicht mehr los. Als im Jahre 1886 die Kinzigtalbahn bis Freudenstadt durchgehend fertiggestellt war, bot sich von Schiltach aus ein Bahnanschluss nach Schramberg an. Ehrenbürger Karl von Leibbrand, Abgeordneter im Landtag in Stuttgart, setzte sich vehement für den Bau ein.

Industrie, Gemeinde und Land verhandelten intensiv über die Finanzierung. Die Stadt bot 12.000 Mark, die Industrie 50.000 Mark als Zuschuss für die Bahn. Das Unternehmen Majolika stellte unentgeltlich den Bauplatz für den Bahnhof Schramberg zur Verfügung. Das Land verlangte aber eine bereitgestellte Summe von 120.000 Mark, um einen garantierten Überschuss von jährlich 19.000 Mark zu erzielen.

Die Forderungen des Landes wurden akzeptiert, und so beschloss der Stuttgarter Landtag am 5. Mai 1887, die Bahnlinie zu errichten. Das Projekt wurde vom württembergischen Staat finanziert, obwohl der größte Teil der Strecke auf badischem Gebiet liegt. Im Jahre 1891 begannen die Arbeiten, am 8. Oktober 1892 feierte man die Einweihung der Strecke.

Haltepunkt Hinterlehengericht zwischen Schiltach und Schramberg um 1900.
Haltepunkt Hinterlehengericht zwischen Schiltach und Schramberg um 1900.

Zu Beginn der 1900er Jahre gab es Pläne zur Verlängerung bis Rottweil. Der vorgeschlagene Streckenverlauf sollte von Schramberg über Amtlehen, Kirnbach, Sulgen-Sulgau, Aichhalden und Dunningen nach Rottweil führen. Zwischen Schramberg und Kirnbach wären drei Tunnel nötig gewesen, allerdings wurde das Projekt nicht weiterverfolgt.

Aufgrund der teilweise sehr engen und kurvigen Streckenführung war die Höchstgeschwindigkeit zwischen Schramberg und Schiltach von Anfang an auf 20 Stundenkilometer beschränkt. Daher war die Verbindung – besonders im Personenverkehr – in den späteren Jahren relativ langsam und unattraktiv; der damalige Busverkehr wurde zunehmend zur Konkurrenz. Im Güterverkehr jedoch waren keine Einbußen zu verzeichnen, dieser rechnete sich nach wie vor.

Als Konsequenz wurde am 23. November 1959 der Personenverkehr auf der Bahnstrecke eingestellt, am 6. April 1990 nach einem Dammrutsch auch der Güterverkehr. Die offizielle Stilllegung fand am 31. Oktober 1991 statt. 1992 ließ man die Gleiskörper nahezu vollständig entfernen, heute befindet sich darauf ein Radweg.