Erdgasauto oder Elektroauto

Was ist besser für den Klimaschutz?

Bis zum Jahr 2020 sollen Neuwagen nur noch 95 Gramm CO² pro Kilometer ausstoßen – so jedenfalls hat es die Bundesregierung in ihren Klimaschutzzielen formuliert. Dazu soll der Elektroantrieb im Automobil einen wesentlichen Beitrag leisten.

Doch diese Technologie ist noch weit entfernt von einer serienmäßigen Verbreitung. Und noch viele Fragen wie Speicherkapazität, Lademöglichkeiten oder Reichweite sind nicht abschließend geklärt. Hinzu kommt eine relativ schlechte Bilanz der deutschen Stromproduktion: Der Erzeugungsmix vom Windrad bis zum Braunkohlekraftwerk sorgt für eine Kohlendioxidemission zwischen 550 und 600 Gramm je Kilowattstunde. Bei einem Elektrofahrzeug in der Größe eines VW Golf mit einem Verbrauch von geschätzt 20 Kilowattstunden auf 100 Kilometer landet man schnell bei einer CO²-Emission von mehr als 100 Gramm pro gefahrenem Kilometer.

Wesentlich schneller und effizienter lassen sich Klimaschutzziele mit vorhandener, marktreifer und bereits in der Praxis erprobter Technologie erreichen – mit dem Erdgasfahrzeug. Professor Ferdinand Dudenhöfer, Direktor des CAR-Center Automotive Research an der Universität Duisburg Essen, hat festgestellt:Würde der Staat jetzt schon strengere Auflagen bei Neufahrzeugen verlangen, könnte mit erdgasbetriebenen Fahrzeugen bereits kurz nach dem Jahr 2015 das Ziel von 95 Gramm CO² je Kilometer erreicht werden. Moderne Benzinmotoren verbrennen Erdgas sauber und sparsam; der Trend zu kleineren, mit Turbo und Kompressor aufgeladenen Motorkonzepten erlaubt laut Dudenhöfer mit Erdgas die Senkung des CO²-Ausstoßes gegenüber Flüssigtreibstoff (Benzin und Diesel) um bis zu 24 Prozent.

Anfang des Jahres 2010 waren in Europa und Russland 1,1 Millionen Erdgasfahrzeuge auf den Straßen unterwegs. Das entspricht 0,3 Prozent des Fahrzeugbestandes. Spitzenreiter in Europa ist Italien mit 600 000 Erdgasautos, in Deutschland wurden mittlerweile rund 75 000 Personenwagen mit CNG-Technologie (Compressed Natural Gas) zugelassen. Die Bundesregierung hat für Erdgas als Treibstoff in Fahrzeugen eine Steuerbefreiung bis zum Jahr 2018 beschlossen.

Dass Elektroautos in den kommenden Jahren deutlich an Bedeutung gewinnen werden, steht außer Frage. Allerdings wird die Umsetzung dieses klimaschonenden Mobilitätskonzeptes noch Zeit brauchen. Schneller und mit weitaus weniger Aufwand lassen sich Klimaschutzziele also mit Erdgasfahrzeugen erreichen. Die Automobilhersteller sind dabei, mit kleineren Drei- und Vierzylinder-Ottomotoren mit Direkteinspritzung und Turboaufladung die Effizienz der Benzinantriebe deutlich zu verbessern. Fazit des Verkehrsexperten Dudenhöfer: Erdgas bietet die ideale Plattform, um den Übergang zu elektrischen und teilelektrischen Fahrzeugen zu schaffen. Hybride in Kombination mit Erdgas erlauben Konzepte, die bereits heute die Klimaschutzvorgaben des Jahres 2020 erfüllen. Erdgas und Elektromobilität schließen sich nicht aus, sondern ergänzen sich. Erdgas ist damit eine hervorragende Brückentechnologie ins Zeitalter der Elektromobilität – kostengünstiger kann man diese Brücke nicht bauen, so Professor Dudenhöfer.