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Zwei Narrenfiguren feiern Geburtstag
80 Jahre Da-Bach-na-Fahrer, 70 Jahre Brüele


In diesen Tagen beginnt für die Kleidlesträger wieder die schönste, nämlich die sogenannte fünfte Jahreszeit. Hansel, Narro, Brüele und Da-Bach-na-Fahrer sind weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt und haben eine lange Tradition. Zwei Schramberger Narrenkleider feiern in diesem Jahr
einen runden Geburtstag: Der Da-Bach-na-Fahrer wird 80 Jahre alt, der Brüele feiert seinen Siebzigsten.

Der Da-Bach-na-Fahrer

Der Bach-Hansel in den 1950er Jahren.
Der Bach-Hansel in den 1950er Jahren.


Der Da-Bach-na-Fahrer erinnert an die Schwarzwälder Flößer, wie sie im 19. Jahrhundert auch in Schramberg beheimatet waren. Das Kleidle wurde erstmals 1939 von Zahnarzt Dr. Erwin Grüner entworfen. Er zeigte sich damals mit diesem neuen Narrenkleid den damaligen Besuchern der erst drei Jahre alten Da-Bach-Na-Fahrt.

Dr. Erwin Grüner mit seinem neu geschaffenen „Bach-Hansel“ 1939 im Bach.
Dr. Erwin Grüner mit seinem neu geschaffenen „Bach-Hansel“ 1939 im Bach.

Die aus Lindenholz geschnitzte Larve hat den Gesichtsausdruck von Erwin Grüner. Als Kopfbedeckung dient eine schwarze Zipfelmütze, die tief in die Stirn gezogen wird. Darunter ist das lange strähnige Haar sichtbar. Der Da-Bach-Na-Fahrer trägt ein blaues Flößerhemd und eine schwarze Hose mit langen Rohrstiefeln. Auf dem Rücken ist die Hoorig Katz aufgenäht. Um den Bauch hat er einen Holzzuber mit der Aufschrift: „Da Bach na, da Bach na – mit Kummer un mit Sorga; bis am Asch-, bis am Asch-, Aschermittwochmorga“. Im Zuber verstaut er Schokolädle und kleine Würstle, die er dann bei Narrentreffen und dem Brezelsegen verteilt. Er läuft im Umzug in Reihen hintereinander und winkt den Zuschauern zu.

Der Da-Bach-Na-Fahrer wie wir ihn heute kennen.
Der Da-Bach-Na-Fahrer wie wir ihn heute kennen.

Der Schramberger Brüele

Zehn Jahre nach dem Da-Bach-na-Fahrer erblickte der Brüele das Licht der Welt. Er verkörpert einen traurigen Narren, an dessen Maske große Tränen herabrollen und seine Mundwinkel sind faltenreich und pessimistisch nach unten gezogen sind. Brüelen bedeutet in schwäbischer Mundart so viel wie „weinen“ – der Brüele ist also der „Weinende“.

Der erste Bruele beim Hanselsprung 1949.
Der erste Bruele beim Hanselsprung 1949.

Über der Holzlarve ist ein Strohhut angebracht, der an die einstige Strohhutfabrikation in Schramberg erinnern soll. Dieses Kleidle wurde 1949 während der Notzeit nach dem Zweiten Weltkrieg von Holzbildhauer Karl Schaub entworfen. Nicht von ungefähr sind Jacke und Hose aus
grobem Sackrupfen genäht, der auch in Zeiten großer Armut aufzutreiben war. Am unteren Saum der Jacke sind zwei Reihen schwarz-gelber Stoffflecken und auf dem Rücken ist das Wappentier der Narrenzunft Schramberg, die „Hoorig Katz“ aufgenäht.

Um den Hals trägt er eine gelbe Krause, die vorne mit einer Masche abschließt. Mit einem farbigen großen Sacktuch wischt sich der Brüele seine Tränen ab. Und wie es sich für einen Pessimisten gehört, hat er immer einen Regenschirm dabei, den er auch bei schönstem Sonnenschein aufspannt. Am Arm trägt er einen Henkelkorb mit allerlei Süßigkeiten. So trippelt der Brüele, mit kleinen Schritten, weinerlich im Umzug mit und verteilt beim Brezelsegen seine Süßigkeiten. Unter anderem am Fasnetssonntag, beim Hanselsprung, erlebt man die beiden Narrenfiguren auf der Straße. Dann zeigen sie sich, wie auch Hansel und Narro, spendabel und bringen Würstle, Süßigkeiten, Orangen und Brezeln unter das närrische Volk.

Der Brüele, mit Tuch und Schirm, wie er heute beim Hanselsprung zu sehen ist.
Der Brüele, mit Tuch und Schirm, wie er heute beim Hanselsprung zu sehen ist.
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